Legasthenie

Die Lese-Rechtschreibstörung bzw. Lese-Rechtschreibschwäche, Legasthenie oder abgekürzt LRS ist die Bezeichnung für eine umschriebene und bedeutsame Beeinträchtigung im Erlernen der beiden Grundfertigkeiten Lesen und Rechtschreiben. Ohne spezifische therapeutische Begleitung wird das Lesen in den meisten Fällen zwar ausreichend erlernt, bleibt jedoch deutlich verlangsamt, während die Rechtschreibung bis ins Erwachsenenalter fehlerhaft ist.

Kennen Sie das?

Der neun Jahre alte Toni ist ein recht aufgewecktes und wissbegieriges Kind. Das Lesen und Rechtschreiben bereitete für ihn jedoch von Beginn an große Mühe. Es fiel ihm schon in der 1. Klasse schwer sich die Buchstaben zu merken und er verwechselte häufig b und d oder ie und ei. Auch heute noch fällt Toni das Lesen schwer, da er sich einzelne „Wortbilder“ nicht einprägen kann und daher fast jedes Wort Buchstabe für Buchstabe liest, was natürlich auch viel länger dauert. Da ihm das Lesen so viel Anstrengung bereitet, kann sich Toni auch nicht gut auf den Inhalt des Textes konzentrieren und versteht oft gar nicht, was er gerade gelesen hat. Häufig hat Toni daher auch große Schwierigkeiten beim Lösen von Textaufgaben, obwohl er sonst ein sehr guter Rechner ist.

Das Schreiben bereitet dem Buben noch größere Probleme. Obwohl er die Lernwörter täglich zuhause übt, hat er bei den Diktaten unzählige Fehler. Auffällig ist dabei, dass Toni immer unterschiedliche Fehler macht. Einmal verwechselt er die Buchstaben, dann beherrscht er die Groß- und Kleinschreibung nicht und ist sich nie sicher, wann er einen Mitlaut verdoppeln muss oder wann ein h im Wort vorkommt. Da Toni schon oft schlechte Noten bekam, obwohl er regelmäßig viel übt, ist er vor dem Schreiben eines Diktates oder einer Schularbeit sehr nervös und unkonzentriert. Er hat Angst wieder zu versagen. In der Nacht kann Toni vor lauter Aufregung nicht mehr einschlafen und morgens quält er sich mit Bauchschmerzen in die Schule.

Nur in den Ferien fühlt er sich besser! Oft fragt er sich ob er jemals richtig lesen und schreiben kann oder einfach zu dumm ist. Auch seine Eltern sind ratlos, kann oder will Toni nicht lesen und schreiben lernen? Nein, Toni ist nicht dumm und möchte auch richtig lesen und schreiben lernen, aber durch seine Lese-Rechtschreibstörung ist genau das äußert anstrengend und mühsam für Toni.

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Eine Lese-Rechtschreibstörung ist nicht ein Ergebnis von Faulheit, mangelnder Intelligenz, falscher Beschulung oder falscher elterlicher Erziehung. Als Hauptursache für die Lese-Rechtschreibstörung wird eine genetische Veranlagung vermutet.

Um Ihr Kind bestens zu unterstützen ist es am wichtigsten, dass:

  • eine umfassende Diagnostik bei einem klinischen Psychologen erstellt wird,
  • Termine für eine Legasthenietherapie gesichert werden,
  • die Zusammenarbeit mit der Schule gepflegt wird,
  • die Interessen und Begabungen Ihres Kindes gefördert werden,
  • Sie Ihrem Kind den Rücken stärken und es trösten, wenn es enttäuscht ist,
  • Sie Ihrem Kind das Gefühl von Wertschätzung geben, auch wenn die schulischen Leistungen im Lesen und Rechtschreiben nicht ausreichend sind.


Verständnis für die Diagnose erleichtert das Verständnis für die Sorgen Ihres Kindes!

Symptome

Die meisten Kinder lernen mit Beginn der Einschulung lesen. Bereits zehn Buchstaben werden in den ersten neun bis zwölf Schulwochen gelernt und 20 bis 30 Wörter unterrichtet. Kinder die stark von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten betroffen sind, beherrschen die gelernten Buchstaben-Lautzuordnungen bereits von Beginn an nicht sicher und können somit diese Buchstaben folglich beim Lesen und Schreiben lernen von Wörtern nicht nutzen. Beim Abschreiben passieren den Kindern dagegen meist nur wenige Fehler.

Viele Kinder haben auch Schwierigkeiten, Laute akustisch zu unterscheiden, wie zum Beispiel das o und u. Oft kann der einzelne Buchstabe zwar richtig lautiert werden, das Zusammenfügen der Laute zu einem Wort gelingt jedoch nicht oder nur sehr unzureichend.

Meist ist es auch so, wenn Kinder zu Hause besonders viel üben, können sie nur „scheinbar“ lesen. Sie haben nämlich in Wirklichkeit mühevoll den Text auswendig gelernt. Die Schwierigkeiten treten somit erst zu einem späteren Zeitpunkt auf, wenn unbekannte Texte abgefragt oder vorgelesen werden.

Leseschwierigkeiten fallen meist durch folgende Punkte auf:

  • Auslassen, Ersetzen, Verdrehen oder Hinzufügen von Worten oder Wortteilen
  • Verlangsamte Lesegeschwindigkeit
  • Startschwierigkeiten beim Vorlesen, langes Zögern oder Verlieren der Zeile im Text, stockendes Lesen von Wort zu Wort, aber auch von Buchstabe zu Buchstabe
  • Ungenaues nicht sinnhaftes Betonen beim Lesen
  • Vertauschen von Wörtern im Satz oder von Buchstaben in Wörtern
  • Große Schwierigkeiten Gelesenes wiederzugeben bzw. aus Gelesenem Schlüsse zu ziehen oder Zusammenhänge zu sehen
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Besonders auffällig ist auch, dass es dem Kind bei starken Leseschwierigkeiten nicht gelingt, den Lesefehler zu erkennen bzw. sich selbst zu korrigieren, auch dann nicht, wenn es auf den Fehler hingewiesen wird. Häufig werden richtig gelesene Wörter im nächsten Satz falsch und dann wieder richtig gelesen. Es scheint so, als ob das gelesene Wort in seinem orthographischen Bild oder seiner Lautstruktur nicht wiedererkannt oder erinnert werden kann.

Rechtschreibschwierigkeiten werden meist in der Schule erst bei ungeübten Diktaten deutlich. Kinder mit gravierenden Schwierigkeiten im Bereich der Rechtschreibung haben von Beginn an große Probleme mit dieser Thematik.

Folgende Besonderheiten fallen bei Kindern mit Rechtschreibschwierigkeiten häufig auf:

  • Verdrehungen von Buchstaben im Wort (Reversionen): z.B.: b-d, p-q, u-n
  • Umstellungen von Buchstaben im Wort (Reihenfolgefehler): z.B.: dei- die
  • Auslassungen von Buchstaben: z.B.: „ach“ anstatt „auch“
  • Einfügungen falscher Buchstaben: z.B.: „Artzt“ anstatt „Arzt“
  • Dehnungsfehler: z.B.: „Zan“ anstatt „Zahn“ oder „im“ anstatt „ihm“
  • Fehler in der Groß- und Kleinschreibung (Regelfehler): z.B.: „tisch“ anstatt „Tisch“
  • Verwechslung von d-t, g-k, v-f (Wahrnehmungsfehler)
  • Fehleränderung: Ein- und dasselbe Wort wird immer wieder unterschiedlich fehlerhaft und zwischendurch auch richtig geschrieben (Fehlerinkonstanz)

Grundsätzlich ist erst im Schulalter eine Diagnose möglich. Bei Kindern mit schwerer Legasthenie werden die Lese- und Rechtschreibprobleme bereits in der ersten und zweiten Volksschulklasse deutlich. Bei besonders intelligenten Kindern fallen die Schwierigkeiten manchmal erst nach dem Wechsel in Gymnasium oder Neue Mittelschule auf.

Im Vorschulalter kann die Diagnose nicht gestellt werden. Es können jedoch mittels eines Testverfahrens, dem Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten, diejenigen Kinder ausfindig gemacht werden, die mit dem Risiko behaftet sind, in der Schule Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb zu entwickeln.

Diagnostik

Grundsätzlich bedeutet ein Versagen im Erlernen des Lesens und Rechtschreibens nicht automatisch, dass eine umschriebene Lese-Rechtschreibstörung im Sinne einer umschriebenen Entwicklungsstörung (Legasthenie) vorliegt.

Erst eine aufwändige Diagnostik, die von Kind und Eltern in der Zusammenarbeit mit Fachleuten (z.B.: PsychologIn, Kinder- und JugendpsychiaterIn, SchulpsychologIn) erarbeitet wird, stellt sicher, ob eine Lese-Rechtschreibstörung vorliegt oder nicht. Das diagnostische Vorgehen muss den Anforderungen, wie sie heute nach internationalem Standard der Medizin, insbesondere in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychologie und auch Pädagogik vorausgesetzt werden, entsprechen. Das diagnostische Vorgehen orientiert sich dabei an dem sogenannten „multiaxialen Diagnoseschema“. Dieses Schema ist auch Standard für die gutachterlichen Stellungnahmen zur Vorlage in der Schule oder beim Jugendamt.

Folgende Bereiche werden in der multiaxialen Diagnostik untersucht:

  • Psychische Gesundheit
  • Entwicklung der motorischen und sprachlichen Fertigkeiten, sowie Entwicklung im Lesen, Rechtschreiben und Rechnen (schulische Fertigkeiten)
  • Intelligenzentwicklung
  • Körperlich-neurologische Entwicklung
  • Psychosoziale Lebensumstände des Kindes
  • Einschätzung der psychosozialen Anpassung: Dies beinhaltet die Einschätzung des Schweregrades, in dem das Kind durch die Störung beeinträchtigt ist.


Bei dieser multiaxialen Diagnostik ist es notwendig, dass immer ein Arzt, in der Regel ein Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie beteiligt ist.

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Spezifisch und unerlässlich in der Legastheniediagnostik ist die testdiagnostische Überprüfung des Lesens, des Rechtschreibens und der Intelligenz. Für die unterschiedlichen Klassenstufen werden verschiedene Lese- und Rechtschreibtests angewandt. Bedeutend ist ebenso die Einschätzung der Intelligenz, da es für die Diagnose „umschriebene Lese-Rechtschreibstörung" notwendig ist, eine Intelligenzminderung (geistige Behinderung) auszuschließen.

Das Intelligenzniveau soll auch deutlich höher sein als das Lese- und Rechtschreibniveau, wenn eine Lese-Rechtschreibstörung diagnostiziert wird. Hierzu werden ausführliche Intelligenztests durchgeführt.

Nachdem die Diagnose „umschriebene Lese-Rechtschreibstörung“ durch Fachleute bestätigt wurde, ist eine rasche Vorstellung bei einem Legasthenietherapeuten von Vorteil, da die Behandlung so früh als möglich erfolgen sollte.

Dabei gilt es zu beachten, dass der Begriff „Legasthenie-Therapeut“ nicht geschützt ist, und sich somit jeder mit dieser Bezeichnung schmücken kann. Desweiteren ist zu erwähnen, dass die Therapeuten aus verschiedenen Berufsgruppen stammen können, wie z.B. ausgebildete Psychologen oder Pädagogen, bedeutend ist jedoch eine spezielle Ausbildung.

Aufgabe des/der TherapeutIn ist nun die systematische Einübung von Fertigkeiten des Lesens und Rechtschreibens unter Nutzung spezifischer, pädagogischer und verhaltenstherapeutischen Verfahren.

Ein guter/Eine gute TherapeutIn macht kein Geheimnis aus seiner Therapie, sondern gewährt Eltern Einblicke in dessen Arbeit.

Therapiemöglichkeiten

Grundsätzlich sind sich Fachleute einig, wenn das Lesen und Rechtschreiben eines Kindes verbessert werden soll, dann müssen diese Fertigkeiten gezielt geübt werden.

Lesen und Schreiben lernt man demnach nur durch Lesen und Schreiben oder durch das Einüben wichtiger Voraussetzungen, wie die Buchstabenkenntnis oder die „phonologische Bewusstheit“. Diese Erkenntnis stammt aus verschiedenen Forschungsstudien.

Phonologische Bewusstheit

Bezeichnet die Fähigkeit, bei der Aufnahme, der Verarbeitung, dem Abruf und der Speicherung von sprachlichen Informationen, Wissen über die lautliche Struktur der Sprache heranzuziehen. Kinder müssen sich hierzu vom Bedeutungsinhalt der Sprache lösen und begreifen, dass Sätze aus Wörtern, Wörter aus Silben und Silben aus Lauten aufgebaut sind und dass manche Wörter länger und andere kürzer sind.

Grundlegend in der Therapie ist die Förderung im Lesen und Schreiben an der „Null- Fehler- Grenze“ anzusetzen, das bedeutet mit dem Kind dort zu üben zu beginnen, wo es gut ist und den Schwierigkeitsgrad langsam zu steigern. Das Kind kann dadurch in der regelmäßig stattfindenden Therapie das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl steigern, was sich in den meisten Fällen positiv auf die Motivation und den Therapieverlauf auswirkt.

Lassen Sie mich an dieser Stelle zum besseren Verständnis ein Beispiel bringen:


Fällt es dem Kind schwer, sich die Buchstaben einzuprägen, ist es zu Beginn der Therapie notwendig einzuüben, welcher Buchstabe zu welchem Laut gehört und umgekehrt (Graphem-Phonem-Korrespondenz). Durch Merkhilfen, wie z.B. Lautgebärden kann dem Kind das Einprägen erleichtert werden.


Vergisst ein Kind, Buchstaben oder gar Silben in einem Wort aufzuschreiben, hat es meist Probleme, das Wort in die bestehenden Laute zu untergliedern. Hier sind Übungen zur „phonologischen Bewusstheit“ notwendig, in denen das Kind lernt, genau herauszuhören, welche Laute in einem Wort vorkommen. Das Ziel in diesem Fall ist, dass das Kind lernt, so zu schreiben, wie es spricht (lautgetreue Schreiben = alphabetische Strategie). Dies bedeutet, die Laute in einem Wort zu erkennen und die dazugehörigen Buchstaben in der richtigen Reihenfolge aufzuschreiben.


Wenn es dem Kind gelingt lautgetreu zu schreiben, ist der nächsten Schritt der Therapie, die Rechtschreibregeln (orthographische Regeln) zu lernen und richtig anzuwenden, wie z.B.: Wann kommt ein Dehnungs-h? Wann wird ein Wort großgeschrieben? Erst wenn diese Fertigkeiten automatisiert sind, kann eine Therapie positiv abgeschlossen werden.

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Der Unterschied zu einem geübten Leser und Schreiber ist der, dass er nicht lange überlegen muss, wie ein Wort gelesen oder geschrieben wird, weil diese Fähigkeit automatisiert ist. Einem Legastheniker hingegen, muss jeder einzelne Lernschritt bewusst gemacht und jede Lese- und Rechtschreibstrategie sowie jede Regel besonders erklärt werden.

Legastheniker müssen das Lesen und Schreiben demnach hart erarbeiten, da sie nicht über das notwendige Sprachgefühl verfügen.

Ursachen

Genetische Faktoren werden nach dem derzeitigen Wissensstand als Hauptursache der Lese-Rechtschreibstörung angenommen. Deshalb konnte auch in diversen Familienstudien eine familiäre Häufung der Lese-Rechtschreibstörung herausgefunden werden. Geschwister eines Kindes mit einer umschriebenen Lese-Rechtschreibstörung sind demnach zwischen 40 und 60%, Eltern zwischen 25 und 50% ebenfalls von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten betroffen. Zudem sind auch eineiige Zwillinge wesentlich häufiger gemeinsam betroffen als zweieiige Zwillinge.

Es ist aber eher unwahrscheinlich, dass ein einziges Gen für die Legasthenie verantwortlich ist. Es gibt vielmehr Hinweise dafür, dass verschiedene Gene für unterschiedliche kognitive Komponenten, die beim Lesen und Schreiben lernen eine Rolle spielen, verantwortlich sind.

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Grundsätzlich gilt, dass die Lese-Rechtschreibstörung nicht auf einen einzigen Grund zurückgeführt werden kann. Voraussetzung für das Erlernen des Lesens und Rechtschreibens sind unterschiedliche zentralnervöse Funktionen, die von der biologischen Reifung des zentralen Nervensystems abhängig sind.

Aufgrund dessen liegt es nahe, dass auch sehr unterschiedliche funktionelle und hirnstrukturelle Besonderheiten in eine umschriebene Lese-Rechtschreibstörung münden können.

In folgenden Bereichen können diese Besonderheiten auftreten:

  • Besonderheiten in der sprachlichen Informationsverarbeitung (phonologischen Bewusstheit), d.h. lautsprachliche Einheiten wie Wörter, Silben, Reime und Laute in der gesprochenen Sprache zu erkennen und zu unterscheiden.
  • Besonderheiten in der visuellen Informationsverarbeitung, d.h. es treten Rechtschreib- oder Grammatikfehler auf sowie Probleme beim Lesen und laut Vorsprechen von Buchstabenfolgen bzw. beim Schreiben von Schriftzeichen und Störungen im Zugriff auf Wortbilder.
  • Besonderheiten der Übertragung akustisch-sprachlicher Informationen in die visuell- graphische „Verschlüsselung“ (alphabetische Schriftzeichen), z.B.: Übertragung beim Diktat gehörter Lautfolgen des Wortes „Mond“ in die Buchstabenfolge M-o-n-d und umgekehrt.
  • Besonderheiten in der zeitlichen Informationsverarbeitung, d.h. rasch aufeinander folgende akustisch- sprachliche Laute oder Lichtreize werden langsamer im Gehirn fortgeleitet.
  • Gedächtnisschwierigkeiten beim Abspeichern und Abrufen von Buchstaben und ganzen Wortbildern.

Aufgrund der Erkenntnisse genetischer Forschungen ist davon auszugehen, dass für das Auftreten einer Legasthenie auch nichtgenetische und neurobiologische Faktoren, wie allgemeine psychosoziale Umwelteinflüsse und Qualität des Unterrichts in Lesen und Rechtschreiben eine Rolle spielen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, „die Lese-Rechtschreibstörung ist eine Veranlagung, die bei optimaler schriftsprachlicher Förderung meist hinreichend kompensiert werden kann, bei schlechter schriftsprachlicher Unterrichtung jedoch zu gravierendem Lese-Rechtschreibversagen führt.“

Lese-Rechtschreibstörungen, Warnke,Hemminger, Plume, 2004, S. 10

Prävention

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Im Vorschulalter kann der Entwicklung von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten vorgebeugt werden. Der Präventionsansatz, der die „phonologische Bewusstheit“ bei Vorschulkindern fördert, erwies sich dabei als besonders wirksam. Als „phonologische Bewusstheit“ wird die Fähigkeit, lautsprachliche Einheiten wie Wörter, Silben, Reime und Laute in der gesprochenen Sprache zu erkennen und zu unterscheiden, bezeichnet. Mithilfe der vorschulischen Förderung der phonologischen Bewusstheit können notwendige Voraussetzungen geschaffen werden, die den Kindern das Lesen und Schreiben lernen in der Schule nachweisbar erleichtern.

In Forschungsstudien konnte nachgewiesen werden, dass geförderte Vorschulkinder im Vergleich zu nicht Geförderten, später bessere schulische Leistungen im Lesen und Rechtschreiben erbrachten. Vor allem auch Risiko- bzw. „schwächere” Kinder profitierten von der Förderung in der phonologischen Bewusstheit und hatten dadurch einen leichteren Start in der Schule, da sie mit dem notwendigen Rüstzeug ausgestattet wurden.

Wird ein Förderbedarf bei Ihrem Kind festgestellt, werden in den meisten Fällen zwischen 20 und 25 Therapieeinheiten benötigt, um die „phonologische Bewusstheit“ zu festigen. Die Therapie wird je nach Möglichkeit im Einzelsetting oder in der Kleingruppe durchgeführt.

Die Therapieeinheiten verlaufen spielerisch und Ihr Kind lernt, die Struktur der Sprache zu erkennen, d.h. es erfasst, dass ein Satz aus mehreren Wörtern besteht, dass Wörter aus einzelnen Silben zusammengesetzt werden und dass Silben aus einzelnen Lauten bestehen. Zudem wird der Takt der Sprache gefestigt.

Genau diese Möglichkeit biete ich Ihnen oder Ihrem Kind.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass durch eine gezielte vorschulische Förderung Ihres Kindes, günstigere Voraussetzungen geschaffen werden können, die der Entwicklung von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten vorbeugen.